Montag, 24. Januar 2011

It is not meaningless that you are here

23.1.11, 111.Geburtstag meines Grossvaters Christel

Um 5:30 gehe ich in die Meditationshalle, aber der Raum ist voll mit Asanas uebenden Amerikanern. Setze mich also in die dunkle Kirche (man sitzt auf dem Boden), bleibe dann auch waehrend der Sonntagsmesse da, die um 6:30 beginnt.

Ein paar denkenswerte Worte ueber Stille, "silence". Es gibt in Indien (auf Sanskrit?) zwei Woerter dafuer, Inner Silence und Outer Silence. Outer Silence bedeutet einfach Abwesenheit von Geraeuschen, nicht sprechen. Inner Silence ist eine Stille jenseits der Worte, etwas, das vor allem anderen da war, "uncreated". Will man sich Wissen aneignen, muss man lesen, lernen, sprechen. Will man alles wissen, ist die Bedingung dafuer Stille, und zwar "Inner Silence". (So Brother John in seiner Sonntagspredigt.)

Das Bett, das ich gestern bekam, war viel zu kurz, ich passte nur schraeg hinein.

Eine Loesung, so Michael, der Englaender, nach dem Fruehstueck, als wir nebeneinander unsere Teller abspuelten, waere, ein Stueck von mir abzuschneiden, und deutete dabei auf meine Fuesse.

Ja, sagte ich, aber den Kopf bitte. Der bereitet mir momentan nur Probleme.

Michael stutzte, nur eine halbe Sekunde lang, dann sagte er, get rid of the head, keep the heart, that's it?!

Spaeter begegneten wir uns wieder. Oh, sagte er, your head's still on!? Ja, sagte ich, jemand war der Meinung dass es besser ist, wenn ich in ein anderes Zimmer ziehe.

Ging am Vormittag am Fluss entlang nach Kulitthalai. Kaufte Stoff, Schals, Plastikkannen, eine Waschseife, trank Tee. Auf einer Muellhalde standen ein paar Kuehe und gruben in den rauchenden Muellhaufen nach was Essbarem.

Eine Ziege lief am Strassenrand mit einer durchsichtigen Plastiktuete ueber dem Kopf herum. Anscheinend hatte sie ihn zu tief hinein gesteckt, um was Leckeres zu fressen, und begriff jetzt nicht, warum sie die Welt verschwommen sah und nicht mehr fressen konnte. Ich versuchte, ihr die Plastiktuete herunterziehen, aber das war nicht ganz enifach, weil sie andauernd weglief. Packte sie schliesslich am Hals und zog schnell die Tuete herunter. Sie meckerte, ob aus Dankbarkeit oder Protest, war schwer zu sagen.

Im Fluss standen Frauen, wuschen sich, wuschen Kleider, winkten und riefen.

Ein glatzkoepfiger Mann hielt mit seinem Motorroller neben mir an und schenkte mir ein Laecheln, das eine grosse Zahnluecker freilegte. You need help?, fragte er mich. Er nahm mich auf dem Ruecksitz seines Motorrollers mit bis zur Abzweigung, die zum Ashram fuehrt, und nachdem er mich erneut angestrahlt hatte, wendete er und fuhr davon.

Brother Martin fragte mich was der Anhaenger um meinen Hals bedeutet. Es ist ein tibetisches Symbol, sagte ich, for protection of the throat chakra.
To turn it on, or to turn it off, fragte er.
To turn it off, I guess sagte ich. Talk less.
Er ging lachend davon.

Der indische Kuckuck ruft.

It is not meaningless that you are here, sagte Brother John heute. Er sagte es zu allen, aber es war der Satz, den ich gerade in diesem Moment dringend brauchte.

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