Mittwoch, 26. Januar 2011

Truth is a pathless land

In der Ashram-Kueche (eigentlich "Betreten verboten!", aber ich wurde vom Gatekeeper hineingewunken, dami ich meine Wasserflasche fuellen konnte), haengt eine kleine Schiefertafel, auf der in Kreide die Zahl der Esser geschrieben steht, "Guests, Inmates, Old Home, Helpers, Workers". Ganz oben steht "God - 1".

Brother Martin: Sein Ziel ist es, Gott von den Religionen zu befreien, sagt er in einem seiner 16 Uhr-Vortraege.

Im Tea Stall im Dorf: Die Kunst des Teekochens. Eine Kaffeedose mit angeschweisstem Henkel in der einen Hand. Ein Metallbecher in der anderen. Um den Tee mit Milch, Zucker und Luft zu mischen, ruehrt man nicht um, sondern laesst ihn in einem Strahl von dem einen Behaelter in den anderen schiessen. Die richtigen Kuenstler oeffnen die Arme weit, so dass der Abstand zwischen ihnen sicher einen Meter fuenfzig betraegt, und vergiessen keinen Tropfen. Am Ende ist der milchige Tee schaumig wie Cappuccino, zum Abschluss kommt noch ein kleiner Schuss schwarzer Tee hinein, so dass der erste Schluck der staerkste ist.

Der Teeverkaeufer hackt Zwiebeln auf einem kleinen viereckigen Metalltablett, nimmt eine kleine Zwiebel nach der anderen, hackt sie mit schnellen Bewegungen, ohne abzusetzen.

Auch das alte Kassettendeck hinter ihm im Regal ist mit Heiligkeitsflecken verziert. Schulkinder in Schuluniformen (kariertes Hemd, rote Hose oder Rock) kommen mit riesigen Schulranzen vorbei.

Alte Maenner sitzen hier und lesen Zeitung, aber jetzt haben sie aufgehoert zu lesen, schauen mir beim Schreiben zu, und jedes Mal, wenn ich hochblicke, wackeln sie mit dem Kopf und laecheln freundlich.

Teilte mir am Morgen den Meditationsraum mit drei Yoga praktizierenden Amerikanerinnen.

Alison, die Australierin, ist zum ersten Mal in Indien, erst seit ein paar Tagen hier, und voellig aufgeloest, den Traenen nahe.

Die amerikanische Gruppe hatte gestern einen Schweigetag, lief mit kleinen Zetteln herum, auf denen stand: "I keep silence". Sass nach dem Fruehstueck neben diesen Schweigern vor meinem Schneidebrett und hackte einen Berg Zwiebeln und Weisskohl. Michael kam vorbei, nahm einen runden Metallteller aus dem Gestell, wo das Geschirr zum Trocknen aufgestellt wird und hielt ihn hinter meinen Kopf: Heiligenschein!

Der kleine Sohn des Teeverkaeufers laeuft mit silbernen Kettchen um die Fussgelenke herum. Fusskettchen, wie die Taenzerinnen sie tragen, mit kleinen Gloeckchen. Stolz hebt der Teeverkaeufer ihn hoch. My son, sagt er und laechelt ein strahlendes Laecheln. Spaeter kommt auch seine Tochter, die schon eine Schuluniform traegt. My daughter sagt er, und wieder das schoene Laecheln.

Lese Krishnamurti: "I maintain that truth is a pathless land and you cannot approach it by any path whatsoever, by any religion, by any sect."

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen