Dienstag, 4. Januar 2011

Von Punkt Null

Zwei Tage Indien fuhlen sich an wie eine ganze Woche. Oder wie etwas anderes, Zeitloses, nicht Greifbares. In Indien werden die Grenzen fliessender, muss man die Kontrolle sofort lockern, kann man nicht mehr so zwanghaft daran festhalten.

Sitze im Internetcafe und weiss nicht, wo ich anfangen soll.

In der ersten Nacht glaubte meine Zimmergenossin, dass ich tot war und schuettelte mich voller Panik.

In der zweiten Nacht wachte ich auf und wusste weder, wer ich war, noch, wo ich mich befand.

Indien ist in diesen zwei Tagen schon so grosszugig gewesen zu mir. Es ist etwas mit dem Herzen. Es klingt wie ein Klischee, aber es ist wahr, dass Indien (Suedindien?) ein grosses und weiches Herz hat.

Selbst die Herzlichkeit der Ladenbesitzer, die vor ihren Laeden sitzen und einen ansprechen, weil sie sich erhoffen, dass man etwas von ihnen kauft, ist nicht gespielt.

Inder schauen hinter die Fassade und sehen den Menschen.

Im Krankenhaus erzaehlt die kleine Krankenschwester Lallita, auf dem Krankenhausbett sitzend, von ihrem Leben, ihren Eltern, die arme Gelegenheitsarbeiter sind und mit denen sie in einem kleinen Lehmhaus wohnt. "Es ist ein sehr schoenes Haus", sagt sie mit strahlenden Augen und erzaehlt stolz davon, dass sie nach ihrer Arbeit im Krankenhaus in eine Schule geht, um sich weiterzubilden. "I'm a computer expert", verraet sie uns. "Ich weiss nicht, ob ich heiraten soll", sagt sie auch (sie ist zwanzig), "aber Freunde sind sehr wichtig", und findet es schoen, dass ich neben K. sitze und mit ihr darauf warte, dass ihre Laborergebnisse fertig werden.

Wir unterhalten uns im Krankenhauszimmer auch mit zwei Inderinnen, die in Frankreich leben und dort in der Tomatenernte arbeiten. Jetzt sind sie auf Besuch in Indien, und die eine hat sich den Magen verdorben, weil sie das indische Essen (die indischen Hygieneverhaltnisse) nicht mehr vertraegt.

Hoere auf fuer heute, weil die Internet-Stunde rum ist.

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